Immer ein Bisschen mehr

Unsere Tochter ist nun 2 1/2 Jahre alt und ist gerade voll in der Phase, alles auszuprobieren, was ihre Fähigkeiten zulassen. Besonders gerne werden nun aber auch Grenzen getestet.

Wir stehen mit unserer Tochter auf dem Bahnsteig eines Bahnhofs. Neben uns die Treppe. Auf einmal kommt sie auf den Gedanken, sie wolle nun unbedingt die Treppen hinunter laufen. Wir zögern. Das muss doch jetzt nicht sein. Aber außer des Aufwandes gibt es auch keinen logischen Grund, es zu verbieten. Also nehme ich sie an die Hand und gehe mit ihr zur Treppe und sage „Los, dann gehen wir jetzt die Treppe runter. Aber mindestens fünf Stufen.“. Wir gehen los. Nach vier Stufen macht sie schon Anstalten, sich wieder umzudrehen, doch ich beharre auf die letzte Stufe. Dort angekommen, kehren wir wieder um und kommen beide fröhlich oben an.

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Systematische Aberziehung der Intuition

Einst waren Eltern ganz mit ihren Kindern verbunden. Die Natur sah es vor, durch die Geburt und die dabei ausgeschütteten Hormone im Körper der Frau eine tiefe Bindung zum Kind aufzubauen. Es war für das Kind überlebensnotwendig, die Zuneigung der Mutter zu erhalten und auf deren Schutz zu vertrauen. Nicht nur durch die Geburt, auch durch die lange Schwangerschaft pflegte jede Mutter eine tiefe seelische Beziehung zum Kind. Wenn das Kind schrie, war die Mutter zur Stelle. Das Kind wurde stets am Körper getragen, was nicht nur besonders praktisch im arbeitsreichen Alltag einer Sammlerin damals war, sondern sich auch positiv auf die Mutter-Kind-Beziehung und das Urvertrauen sowie die Ausgeglichenheit des Kindes auswirkte. So waren theatralische Erziehungsmaßnahmen nicht nötig. Mütter vertrauten stets auf ihre Intuition, wenn das Kind signalisierte, dass etwas nicht stimmte. Mutter und Kind waren im Einklang miteinander und handelten nicht gegeneinander. Die Frauen hatten von ihren Müttern gelernt und schon als Kinder viele andere Mütter im Umgang mit ihren Kindern beobachten können. Der Umgang mit Kindern war so selbstverständlich wie das Kochen oder das gemeinsame Singen.

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Krippe oder zu Hause bleiben?

In der Forschung ist man sich einig: die ersten drei Jahre haben eine große Bedeutung für die Entwicklung des Kindes, insbesondere für die feste Bindung zur Mutter.

Ich persönlich habe nach einem Jahr den Wiedereinstieg in Studium und schließlich Beruf gewagt. Das ist jedoch nicht jedermanns(fraus) Lebensentwurf. Folgt man der Wissenschaft, sollten wohl alle Frauen mindestens drei Jahre zu Hause bleiben. Auch ich hätte das gern getan, doch der Wunsch, wieder in anderen Themen tätig zu werden, mein Studium zu beenden und nicht gänzlich den Anschluss zum Berufsleben zu verlieren, haben mich letztlich dazu bewegt, schon eher das Haus zu verlassen.
Als ich mich damit befasste, welche Variante für unser Kind und mich am besten wäre, fielen mir verschiedene Kinder und das Zusammenspiel mit ihren Müttern auf.

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Ermahnungen

Heute muss ich mich ausnahmsweise mal ein wenig aufregen. Ich las gerade einen Artikel von „Elternwissen.com – Ihr kompetenter Eltern-Ratgeber rund im Kindergesundheit, lernen, Schule und Freizeit“.

Dort wurde von einer Dipl. Pädagogin die sogenannte „1-2-3 Methode“ vorgestellt. Sie besagt, dass man bis drei zählen, also drei Ermahnungen aussprechen soll, wenn das Kind etwas tut, was es aus Sicht des Erwachsenen nicht tun soll. Zudem rät der Beitrag zu entsprechenden Konsequenzen, wenn das Kind trotz wunderbaren Zählens keine Reaktion zeigt. Diese Konsequenzen können sein: Einschränkung des Fernsehkonsums, Telefonverbot, Computerverbot, bestimmte Aufgaben im Haushalt erledigen, kein Nachtisch.

Sind wir jetzt wieder im Mittelalter angekommen???

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„Das macht man nicht!“

Einer der schlimmsten Sätze, die Eltern sagen können. Keine Sorge, ich sage ihn leider auch hin und wieder, wenn ich in Erklärungsnot bin. „Das macht man nicht.“ oder auch gerne „Liebe Kinder tun das nicht.“ oder „Das ist böse.“ Was soll ein Kind von zwei Jahren damit anfangen? Es versteht den Satz nicht. Es merkt nur, ah, Mama will das nicht. Meist reagiert es durchaus darauf, aber letztlich ist es eine inhaltslose Floskel der Erwachsenen. Auch beliebt ist das Wort „Bitte“, wenn wir eigentlich eine sofortige Handlung vom Kind erwarten.

Was steckt eigentlich dahinter?
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„Du stellst dich immer so blöd an!“

Unser Gehirn funktioniert ganz einfach: Wiederholung prägt sich ein.

Beim ersten Mal ist ein Weg noch unbekannt und dauert lange. Bereits beim zweiten Mal geht er deutlich schneller und wir haben uns erste Eckpfeiler eingeprägt. Mit jedem weiteren Mal wird er uns vertrauter, bis wir ihn schließlich mit verbundenen Augen gehen könnten.

Im Laufe der Zeit, die man mit seinem Kind verbringt, glaubt man, dessen Eigenheiten, Stärken und Schwächen zu kennen. Die Fähigkeiten eines Menschen verändern sich sehr häufig. Besonders natürlich in den ersten Lebensjahren.

Was passiert dann, wenn wir unserem Kind immer und immer wieder sagen: „Du kannst einfach nicht rechnen.“ Oder „Du stellst dich immer so blöd an.“ Oder anderen erzählen: „Mein Kind tut sich immer weh.“ Oder „Mein Kind lernt nie, vernünftig zu essen.“ Oder „Mein Kind mag kein Gemüse.“ Oder „Mein Kind ist immer so tollpatschig.“ Weiterlesen

Streit und Versöhnung

Beim Thema „Ob oder wie viel Streit sollen Kinder mitbekommen?“ scheiden sich die Geister. Die einen sagen „Bloß nicht die Kinder involvieren. Das führt zu bleibenden Schäden.“, die anderen sagen „Die Kinder sollen alles mitbekommen, um zu lernen, mit Konflikten umzugehen.“

Streit zwischen Vater und Mutter oder Eltern und Freunden oder Verwandten lässt sich nicht planen. Es entsteht im Affekt. Die Kinder sind also meist ohnehin zumindest anfangs dabei.
Was ich persönlich aber viel entscheidender finde, ist, dass die wenigsten Kinder bei der Versöhnung der Streitparteien anwesend sind. Meist werden sie bei Aufkommen eines Konflikts aus dem Raum geschickt oder die Parteien trennen sich wutentbrannt. Doch die Lösung und Versöhnung bekommen die Kinder nicht mit, da diese am Telefon, außerhalb des Hauses, hinter verschlossenen Türen oder während die Kinder schlafen passieren.

Wie sollen Kinder lernen, sich zu versöhnen, wenn sie stets nur den Streit erleben? Zeigt ihnen die Versöhnung!

Grenzen setzen

Dass Grenzen wichtig sind, ist heutzutage wohl allen klar. Doch wie reagiert man eigentlich, wenn man wirklich richtig sauer ist?

Wenn Eltern wütend auf ihre Kinder sind, reagieren viele mit Distanz. Sie schreien ihre Kinder an, mal mehr und mal weniger laut und lassen sie dann im Raum stehen oder schmeißen sie gar raus. Was vermitteln wir unseren Kindern dann? „Wenn ich wütend auf dich bin, grenze ich dich aus. Ich habe dich dann nicht mehr lieb. Du bekommst nur meine Liebe, wenn du nach meinen Vorstellungen handelst und die Liebe verdienst.“ Wir knüpfen unsere Liebe an Bedingungen. Doch eigentlich ist sie doch bedingungslos?!
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„Was hat dir am besten gefallen?“

Eine Oma kommt mit ihrem Enkelkind aus dem Zoo. Die Mutter begrüßt ihr knapp zwei Jahre altes Kind freudig, das sofort beginnt, von den vielen Eindrücken zu berichten. Da fragt die Mutter: „Und welches Tier hat dir am besten gefallen?“

Es gibt eine Unart in unserer Leistungsgesellschaft: Wir Erwachsenen müssen alles vergleichen und bewerten. Weiterlesen

„Du nimmst mich ernst.“

Eine kleine Geschichte:

Eine Bekannte von mir, nennen wir sie Petra, die schon 65 Jahre alt ist, hatte vor einer Weile das achtjährige Enkelkind ihrer Schwester zu Besuch, Hannah. In der Familie ist Hannah als relativ schwierig bekannt, da sie häufig schreit und widerwillig ist.
Doch immer wenn sie bei Petra ist, ist sie ganz freundlich und kommt jeder Bitte nach. Da fragte Petra sie, warum sie bei ihr immer so lieb ist. Hannah antwortete: „Du behandelst mich nicht wie ein Kind. Du sprichst normal mit mir. Und du nimmst mich ernst.“
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