Was wirklich zählt bei der Kita-Suche

Wer sein Kind in die Betreuung durch Erzieher gibt, hat meist mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu kämpfen. Zum einen wünscht sich jeder die Bereicherung, die es einem Kind bringt, mit vielen anderen Kindern zu spielen. Zum anderen können die wenigsten Eltern, besonders Mütter, sich vorstellen, ihr Kind für mehrere Stunden abzugeben. So schwer es ist, immer mehr Familien haben oft gar nicht die Wahl, ihr Kind länger als ein Jahr selbst zu betreuen. Welche Beweggründe auch dahinterstecken, das wichtigste ist doch, dass Eltern und Kind sich wohl fühlen und dieser Schritt möglichst zu einem Zeitpunkt kommt, an dem das Kind reif genug ist, die längere Abwesenheit der Bezugsperson zu meistern. Das ist natürlich sehr individuell. Oft aber früher als man denkt.
Meine Erfahrung zeigt, dass ein Kind dann besonders gut ins Kita-Leben hineinwächst, wenn es auch der Mutter leicht fällt, ihr Kind loszulassen. Gerade Mütter neigen dazu, ihrem Kind nicht zuzutrauen, dass es auch ohne die bekannten Personen zurechtkommt. Sie sind voller Ängste und kämpfen vielleicht auch mit der Distanz, die nun durch neue Bezugspersonen und die Erfahrung der Selbstständigkeit entsteht.
Wer seinem Kind also den Einstieg erleichtern möchte, der arbeite zuerst einmal daran, sich seine eigenen Gefühle bewusst zu machen und bei Ängsten, diese zu minimieren, denn Kinder können meist mehr, als wir denken.

Doch welche Kriterien sind nun relevant bei der Suche nach einer Kita für ein Kind unter drei Jahren?

Unsere Tochter kam mit einem Jahr in die Kita. Für uns war das ein Zeitpunkt, der einerseits nicht anders zu legen ging, da ich mein Studium beenden wollte. Es war aber auch ein Zeitpunkt, an dem unsere Tochter uns mehr und mehr zeigte, dass sie allein unterwegs sein wollte, wenn andere Kinder da waren. So hatte ich nie Sorge, sie könne sich unwohl fühlen, wenn ich nicht da bin. Doch gerade bei so kleinen Kindern ist die Art der Kita und der Umgang mit den noch relativ abhängigen Kleinen sehr wichtig. Wir suchten also eine Weile und hatten in der Innenstadt Hamburgs zum Glück die privilegierte Situation, auf ein ziemlich großes Angebot an Kitas und somit auch an freien Plätzen zu stoßen. Ich weiß, dass ist nicht überall so. Entsprechend können viele ihre Anforderungen gar nicht so hoch stecken, wenn sie überhaupt einen Platz haben wollen. Dennoch möchte ich alle ermutigen, sich notfalls auf die Warteliste der Kita setzen zu lassen, die ihre Erwartungen vollends erfüllt. Lieber spät als nie. Und falls auch das nicht geht, hoffe ich, mit dieser Liste einfach eine Anregung zu geben, worauf man achten und was man fragen kann.

Folgende Punkte sollten bei der Wahl der Kita, insbesondere für noch recht kleine Kinder berücksichtigt werden:

  • Die Größe: Es gibt beeindruckende Kitas, die ein ganzes Haus zur Verfügung haben und ein unglaubliches Angebot an Aktivitäten vorweisen können. Doch was braucht ein Kind von einem Jahr wirklich? Geborgenheit, Sicherheit, Zuwendung, ein gewisses Maß an Ruhe und gleichbleibende Bezugspersonen. Es will noch nicht Geige spielen, es will noch nicht Fahrrad fahren und zum Spielen ist eigentlich alles interessant. Wir sahen Kitas über drei Stockwerke, die mit dem Prinzip der offenen Tür warben, das für Größere möglicherweise interessant ist. Für Kleine bringt es aber ein großes Maß an Unruhe, Wechsel und Unsicherheit mit sich. Ich empfehle daher eine kleine Kita mit zwei, drei Gruppen, deren Betreuer nicht wechseln.
  • Betreuungsschlüssel: Laut Studien ist ein guter Personalschlüssel 1 : 3 bei unter dreijährigen und 1 : 7,5 bei über dreijährigen Kindern. Insbesondere bei der Wahl der Krippe ist also auf diesen Faktor zu achten. Durch das explosionsartige Entstehen von Krippen wird jedoch oft genau an dieser Stelle gespart. Um den Rechtsanspruch zu gewährleisten, wurden viele Krippen gebaut, die jedoch personell nicht gut genug ausgestattet werden können, da es nicht genügend Erzieher gibt. Was in der Krippe an Personal gespart wird, gibt die Gesellschaft später im Gesundheitswesen in Therapien aus, denn wenn Kinder schon nicht von den Eltern betreut werden können, ist es unablässig, für eine gute Beziehung zu einem Erzieher zu sorgen, damit das Kind keine Bindungsstörung mit zunehmendem Alter entwickelt.
  • Die Lautstärke: Untersuchungen zeigten, dass es für kleine Kinder, die neu in die Kita kommen, eine große innere Belastung und Stress bedeutet, wenn sie den ganzen Tag von schreienden Kindern bzw. hoher Lautstärke umgeben sind. Das ist vor allem der Fall, wenn größere Kinder toben oder sehr viele Kinder in einer Gruppe sind. Wir fanden schließlich eine Kita mit dem Konzept der Familiengruppe, in der 1- bis 6-jährige gemeinsam in einer Gruppe sind. Die Beobachtung war, dass es zu jeder Tageszeit sehr ruhig war, da die Kinder von Anfang an lernten, Rücksicht auf die Kleinen zu nehmen und extra Räume zum Toben bekamen. In Krippen kann der Geräuschpegel insbesondere durch die Gruppengröße, den Betreuungsschlüssel sowie die Raumaufteilung reguliert werden.
  • Gleichbleibende Erzieher bzw. Länge der Betriebszugehörigkeit: Eine interessante Frage ist, wie lange die Erzieher schon in der Kita arbeiten. Sind viele erst ein, zwei Jahre dabei, ist das entweder Resultat einer gerade erst gebauten Kita oder einer hohen Fluktuation. Im ersten Fall sollte man irgendwie erspüren, ob das Team bereits gut zusammengewachsen ist, denn Unstimmigkeiten kriegen auch die Kinder mit. Im zweiten Fall gilt es zu prüfen, wieso die Erzieher so schnell die Kita verlassen. Es ist für jedes Team und für jede Kita von großer Bereicherung, Mitarbeiter zu haben, die mindestens fünf bis zehn Jahre in der Kita arbeiten. Sie haben große Routine und Strahlen für die Kinder oft viel Ruhe und Geborgenheit aus. Es spricht auch für die Zufriedenheit der Mitarbeiter, was sich immer positiv auf die Arbeit auswirkt. Zudem zeigen sie meist auch den jüngeren Erziehern, wie man gelassen mit bestimmten Situationen umgeht. Zudem sollte für kleine Kinder gewährleistet werden, dass die erste Bezugsperson nicht ständig wechselt. Das trägt enorm zur schnellen und guten Eingewöhnung des Kindes bei. Natürlich gibt es auch hin und wieder ältere Erzieher, die veraltete Erziehungsmethoden anwenden und mit denen man sich daher gar nicht anfreunden kann. Ich würde dann erstmal prüfen, in welche Gruppe das eigene Kind kommt, ob man damit leben kann oder man doch Sorge hat, dass das Kind hier nicht gut aufgehoben ist.
  • Eingewöhnungsmodell: In Deutschland wird nach zwei Modellen gearbeitet. Am bekanntesten ist das Berliner Modell, das in den 80ern entwickelt wurde. Das Kind wird schrittweise von den Eltern begleitet eingewöhnt. Hier hat das Kind eine feste Bezugsperson in Form eines Erziehers. Beim Münchner Modell hingegen wird die gesamte Gruppe als ‚Bezugsperson‘ verstanden. Der erste Trennungsversuch findet frühestens am 6. Tag statt, nachdem das Kind bereits alle Personen der Kita kennengelernt hat. Hier weitere Informationen. Wichtig finde ich hier nur, dass die Erzieher wirklich auf die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern eingehen. Wenn das begleitende Elternteil kein gutes Gefühl hat, sollten die Erzieher genügend Elterngespräche ansetzen, um diese Gefühle aufzuarbeiten. Manchmal sind die Gefühle berechtigt, manchmal hindern sie aber auch das Kind daran, sich in der Kita wohlzufühlen. Auch sollte es möglich sein, ein Kind schneller einzugewöhnen, wenn es gleich zu Beginn keine Probleme hat. Dann ist es nur hinderlich, wenn die Kita aber auf drei Wochen Eingewöhnung besteht, zumal die Eltern ab dem ersten Tag voll bezahlen.
  • Schließungszeiten: Leider ist es immer noch Gang und Gebe, Kitas für drei bis fünf Wochen im Sommer zu schließen. Doch es geht auch anders. Noch nicht alle, aber immer mehr Kitas halten sich nicht mehr an die Schulferien. Dies sollte unbedingt nachgefragt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Sollte es nicht anders möglich sein, sollte man sich nach einer Notfallbetreuung oder ähnlichem erkundigen. Ist man nicht gerade selbst Lehrer, kann dies andernfalls zu einem jedes Jahr aufs Neue unangenehmen Thema führen.
  • Öffnungszeiten: Auch bei den Öffnungszeiten unterscheiden sich Kitas immens. 7-17 Uhr, 8-19 Uhr, 24h. Alles ist dabei. Es kann auch von Tag zu Tag wechseln. Hier sollte man sich zuallererst fragen, was brauchen wir eigentlich? Eine Öffnung bis 16 oder 17 Uhr klingt erstmal wenig. Aber wenn ein Elternteil eh nur halbtags arbeitet, ist das natürlich egal. Man sollte versuchen, ein wenig in die Zukunft zu schauen. Strebt dieser Elternteil an, wieder mehr zu arbeiten, sollte das berücksichtigt werden, um das Kind nicht ein Jahr später in einer neuen Kita anmelden zu müssen.
  • Mindestanzahl der Betreuungsstunden: Besonders Krippen und kleinere Kitas nehmen nur Kinder, die mindestens acht Stunden am Tag betreut werden müssen. Das ist eine finanzielle Frage, da sich die Einrichtung erst rentiert, wenn pro Kind ein bestimmter Betrag vom Staat bezahlt wird. Natürlich ist der Eigenbeitrag auch höher, wenn man mehr Stunden in Anspruch nimmt. Dies sollte also vorab geklärt werden, um nicht unnötig eine Kita zu besichtigen.
  • Flexible Zeit der Abholung: Man mag es nicht glauben, aber immer noch gibt es einige Kitas, die erwarten, dass das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt gebracht und abgeholt wird. Nicht früher und nicht später. Einigen mag das egal sein, da sie immer zur selben Uhrzeit Feierabend machen. Mir würde das sehr gegen den Strich gehen, da ich gerne spontan entscheide, ob das Wetter so schlecht ist, dass ich unsere Tochter lieber eine Stunde länger in der Kita spielen lasse, statt sie zur gewohnten Zeit abzuholen und dann allein zu Hause zu beschäftigen. Es sollte also geklärt werden, ob das problemlos möglich ist oder zu wütenden Blicken führt.
  • „Kind kommt heute nicht in die Kita“: Wenn ich bei unserer Tochter merke, dass sie angeschlagen ist oder wir spontan ein verlängertes Wochenende wegfahren wollen, passiert es öfter, dass ich am Morgen in der Kita anrufe und Bescheid gebe, dass sie heute nicht kommt. In einigen Kitas handelt man sich dafür aber ziemlichen Ärger ein. Es sollte also geklärt werden, ob dieser Fall überhaupt eintreten kann und wenn ja, wie die Kita damit umgeht.
  • Elternbeteiligung: Einige Kitas bauen auf Elternbeteiligung. Das beginnt bei gelegentlicher Renovierung, Putzdienst, Organisation von Festen und endet bei konkret verteilten Elterndiensten, denen jeder beitreten muss. Wir haben uns bewusst für diese Beteiligung entschieden, da wir hofften, dadurch mehr Kontakt zu den anderen Eltern, die man sonst ja meist nur kurz in der Garderobe trifft, zu erhalten. Zwar bewahrheitete sich diese Hoffnung bei uns nicht ganz, dennoch bin ich weiterhin ein Befürworter dessen, da es den Eltern ermöglicht, sich mehr für die Kita einzusetzen und man sich schnell sehr verbunden damit fühlt. Für viele ist dies aber auch ein Grund, eine Kita nicht in Erwägung zu ziehen. Meist klingt es aber auch nach mehr Arbeit, als es letztlich ist.
  • Zusatzkosten: Gerade in Krippen kann es zu weiteren Kosten neben der Kita-Gebühr kommen. So sollte geklärt werden, ob Windeln und Brei den Eltern in Rechnung gestellt werden. Einige Kitas bieten auch kein Frühstück an, sondern möchten, dass die Kinder selbst ihr Brot mitbringen. In den meisten Kitas müssen darüber hinaus Rhythmik- und Musikkurse zusätzlich bezahlt werden.
  • Der Außenbereich: Das Lieblingsthema der Neueinsteiger. Ich kenne niemanden, der nicht sagt: „Die Kita muss auf jeden Fall einen großen Außenbereich haben!“ Leider kenne ich fast genauso viele, die erzählen, dass es zwar einen tollen Außenbereich gibt, die Kinder aber dennoch maximal dreimal die Woche draußen sind, weil es den Erziehern schon bei grauem Wetter zu anstrengend ist, die ganzen Kinder anzuziehen und im Kalten zu sitzen, so dass sie lieber drinnen bleiben. Dieser Bereich ist also sehr trügerisch. Eine ehrliche Antwort erhält man hier wahrscheinlich auch nur von anderen Eltern, deren Kinder bereits in der Kita sind. Ich rate nur, sich nicht von einem riesigen Gelände beeindrucken zu lassen. Leider kommt es auch sehr oft vor, dass die Kinder zwar oft draußen sind, dort aber dermaßen schlecht beobachtet werden, dass es den Erziehern nicht einmal auffällt, wenn ein Kind abgeholt wird. Hier kann es bei einer offenen Tür zu einem großen Gefahrenpotenzial führen, auch wenn es vermutlich äußerst selten passiert, dass fremde Personen ein Kind abholen. Es sollte auf jeden Fall gewährleistet sein, dass auch ein großes Gelände gut betreut werden kann. Unsere Kita hat keinen Außenbereich, geht dafür jedoch ausnahmslos jeden Tag auf die umliegenden Spielplätze. Bis zum Alter von drei Jahren halte ich das für völlig ausreichend. Im Elementarbereich sollte man sich dann erkundigen, ob die Kinder auch nachmittags noch raus kommen. Gerade im Sommer wäre es sehr schade, wenn die Kinder dann im Dunkeln sitzen bleiben müssten.
  • Aktivitätenangebot: Ich sprach es bereits an: viele Kitas werben mit zig Räumen für die unterschiedlichsten Aktivitäten sowie jeden Tag neuen Ausflügen. Hier müssen sich Eltern fragen, ob dies nicht im ersten Jahr einfach nur zu einer Überforderung des Kindes führt. Erst mit drei Jahren werden diese Angebote für ein Kind interessant. Erst mit zwei Jahren beginnen die Kinder überhaupt, so richtig miteinander zu spielen. Man sollte also prüfen, ob hier zwischen Groß und Klein differenziert wird, so dass die Kleinen erstmal behutsam aufwachsen und dann später diese Angebote in Anspruch nehmen können. Zugleich sollte man gerade bei Kitas in der Innenstadt oder ohne Außenbereich fragen, welche Aktivitäten im Sommer angeboten werden. Hier kann es Waldtage, Schwimmtage und andere schöne Ideen geben. Auch interessant sind Angebote wie Musik und Turnen. Viele Kitas bieten mittlerweile eine Stunde in der Woche, in der jemand mit den Kindern Instrumente spielt und singt sowie den Besuch einer Turnhalle. Gerade für berufstätige Eltern ist dies ein gutes Angebot, da man oft nach der Kita nicht mehr die Zeit hat, sein Kind pünktlich zu Musikschulen oder Turnvereinen zu bringen. Zudem macht es den Kindern immer am meisten Spaß, wenn sie dies mit ihren Freunden zusammen machen.
  • Übergang in den Elementarbereich: Wie gestaltet sich der Übergang im dritten Lebensjahr? Viele Krippen kooperieren mit Kitas, so dass die Kinder automatisch ab dem dritten Lebensjahr in den Elementarbereich wechseln. Hier sollte man fragen, ob man automatisch bevorzugten Anspruch auf diesen weiterführenden Platz hat oder sich erneut bewerben muss. Der Vorteil ist natürlich weniger Arbeit, aber auch, dass die Kinder mit ihren Freunden zusammen bleiben.
  • Ort der Kita: Am Arbeitsplatz oder Zuhause um die Ecke? Wir entschieden uns für ersteres. Heute sind wir nicht mehr ganz so glücklich mit dieser Entscheidung. Es bringt für den abholenden Elternteil den Vorteil, pünktlich Feierabend machen zu können und von dort binnen weniger Minuten das Kind abzuholen. Schwierig wird es erst, wenn diese Person krank ist. Dann muss das Kind ja trotzdem abgeholt werden. Fünf Minuten Weg schafft meist auch ein Kranker noch. Eine halbe Stunde wird schon anstrengender. Hinzu kommt, dass die meisten ihren Arbeitsplatz öfter wechseln als den Wohnort. So kann die Kita zu Beginn wunderbar gelegen sein, plötzlich aber zu einem riesigen Umweg führen. Wer mit der Bahn unterwegs ist, sollte auch bedenken, dass es ein Kind zwar ungemein trainiert, mit der Bahn zu fahren, zu stehen, zu sitzen und halbwegs ruhig zu bleiben, doch Bahnen können auch sehr voll sein, was dann für die wenigsten Kinder und Eltern ein Vergnügen ist. Das schlagendste Argument für eine Kita am Wohnort ist jedoch, dass die Freunde des Kindes in der Regel in der Gegend der Kita wohnen. Wird das Kind älter und will sich mit den Freunden verabreden, heißt das auch, dass das Kind hingebracht und abgeholt werden muss. Wohnen die Freunde um die Ecke, alles kein Problem. Müssen Mama und Papa aber jedes Mal eine halbe Stunde fahren, kann das organisatorisch schon eine Herausforderung werden. Auch spielt sich das meiste Leben auf den umliegenden Spielplätze ab. Eltern, die anderswo wohnen, bevorzugen es meist, nach der Abholung direkt nach Hause zu fahren. Hier findet also weder Kontakt zwischen den Eltern noch den Kindern am Nachmittag statt.
  • Beleuchtung: Einige Kitas befinden sich im Souterrain eines Hauses. Das ist erstmal nicht schlimm, wenn die Kita eine gute Beleuchtungstechnik hat. Es gibt mittlerweile Lampen, die Tageslicht äußerst gut imitieren. Das ist wichtig, damit der Körper richtig wach wird. Es sollte auch von den Erziehern darauf geachtet werden, dass die Lampen wirklich eingeschaltet werden, da viele dazu neigen, gedämmtes Licht zu verwenden, weil es so schön gemütlich ist. Dann fahren die Körperfunktionen aber nie richtig hoch. Ein beliebtes Thema ist auch der bekannte Vitamin-D Mangel, der durch zu wenig Sonnenlicht entsteht und den Aufbau der Knochen beeinträchtigt. Souterrain muss also kein Ausschlusskriterium sein, ist jedoch immer etwas unschön, vor allem, wenn die Erzieher zusätzlich noch zu wenig mit den Kindern rausgehen.
  • Essensangebot: Bei diesem Thema gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Angebote. Mal gibt es alles, mal kein Fleisch, mal keine Süßigkeiten, mal von der Großkantine, mal mit eigenem Koch. Es gibt wohl kein Richtig und kein Falsch, denn jeder legt andere Prioritäten. Unsere Kita hat sich gegen Fleisch entschieden, da es in den letzten Jahren zu viele Skandale um dieses Thema gab und sie sagen, dass jeder selbst am Abend Fleisch zubereiten kann, wenn ihm das wichtig ist. Ich finde es auch schön, dass keine Süßigkeiten, außer an Geburtstagen, verteilt werden. Doch die Belieferung durch Großkantinen ist immer mit minderer Qualität verbunden. Das Essen wird gekocht, wieder gekühlt und wieder erhitzt. Dabei geht viel Geschmack verloren. Es gibt zwar neuere Verfahren (Stichwort Cook&Chill), diese sind jedoch für die meisten Kitas noch nicht erschwinglich, da sie dafür bestimmte Geräte anschaffen müssten. Ein Traum ist natürlich eine eigene Küche mit Koch. Diese Kitas haben leider in der Regel lange Wartelisten.
  • Mehrsprachigkeit: Bilinguale Kitas sprießen aus dem Boden wie Pilze. Jeder meint, sein Kind müsse schon als Säugling zwei Sprachen lernen. Viele Wissenschaftler stehen diesem Thema eher kritisch gegenüber. Untersuchungen zeigten, dass es absolut keinen Effekt auf die Sprachaufnahme hat, wenn Kinder bereits als Säugling regelmäßig in eine Sprachlerngruppe gehen. Im Gegenteil: wenn Bilingual heißt, dass Kinder bereits in der Kita eine Art Englischunterricht erhalten, wo zwar spielerisch, aber dennoch mit dem Ziel des Lernens, Sprache vermittelt wird, lernen Kinder vor allem, dass sie etwas für sie völlig Unnützes lernen sollen. Kinder lernen immer zweckgebunden. Spricht beispielsweise ein Elternteil nur eine bestimmte Sprache, macht es für das Kind Sinn, diese zu erlernen, um sich verständigen zu können. Versucht aber ein Lehrer, den Kindern so früh Vokabeln beizubringen, ergibt dies für das Kind keinen Sinn. Wozu braucht es diese Sprache, wenn es sie mit niemandem spricht? Es wird dadurch also ein Grundstein des Lernens gelegt, der wider der Natur des Kindes ist. Aus intrinsischer wird extrinsische Motivation. Ich lerne nicht mehr, weil es für mich einen Nutzen hat und es mir Spaß macht, sondern weil es von mir gefordert wird. Daher hat es bei manchen Erfolg, bei vielen stößt es aber einfach nur auf Unverständnis und Ignoranz und somit auch zu wenig Effekt beim Einstieg in den Schulunterricht. Es gibt jedoch auch bilinguale Kitas, in denen Muttersprachler tätig sind, die einfach ihre Sprache sprechen. Wenn die Kinder also bei ihnen sind, hören sie sie sprechen und verstehen nach und nach die einzelnen Wörter oder zumindest den Kontext. Diese Sprachvermittlung hat meiner Meinung nach mehr Sinn, da sie nicht darauf abzielt, dass Kinder Vokabeln oder Grammatik lernen, sondern einfach nur nach einem Weg suchen, sich mit dieser Person zu verständigen und dadurch aus eigenem Antrieb (intrinsisch) die Sprache lernen. Viele sprechen deshalb nicht zwangsläufig mit vier schon zwei Sätze Englisch. Doch einzelne Begriffe sowie ein Gespür für den Satzbau gehen bereits ins Unbewusste über und helfen daher später in der Schule.
  • Träger der Kita: Derzeit fördert der Staat den Bau neuer Kitas, um eine bessere Verfügbarkeit von Kita-Plätzen zu gewährleisten. Leider hat das gerade beim Bau von Krippen mittlerweile große Investoren auf den Plan gerufen. Krippenplätze sind besonders lukrativ, während die Kita für Kinder ab drei Jahren weniger Geld erhält. Diese Krippen sehen meist von außen fantastisch aus, es fehlt Ihnen aber an Seele. Die Erzieher sind so eingesetzt, dass eine möglichst hohe Rendite erwirtschaftet wird. Auch wenn den Kindern vieles zur Verfügung steht, am Ende entscheiden der Betreuungsschlüssel und das Engagement der Erzieher, was davon aus der Schublade geholt wird. Kinder spüren es, wie eine Kita geführt wird und welche Werte an oberster Stelle stehen. Es wirkt sich auch auf ihre Stimmung aus. Dieser Faktor ist schwer zu prüfen bei der Besichtigung einer Kita. Ich würde hier einfach auf mein Bauchgefühl hören. Fühle ich mich wohl? Wie sprechen die Erzieher mit mir? Werde ich als Elternteil ernst genommen? Was wird besonders von den Erziehern bei der Vorstellung betont? Geht es um eine Zurschaustellung oder um die Kinder?

All diese Faktoren, die ich beschrieb, sind unterschiedlich wichtig. Meist muss man Kompromisse eingehen und die Priorität unterscheidet sich von Elternpaar zu Elternpaar.
Am wichtigsten ist immer, dass man sein Kind guten Gefühls abgeben kann. Welcher Grund auch immer dazu führt, dass man den halben Tag in Sorge an sein Kind denkt, sollte ernst genommen werden. Mal sind es eigene Ängste, die man selbst bearbeiten muss. Mal ist es ein ungutes Bauchgefühl, das sich leider doch oft bewahrheitet. Sobald man merkt, dass das Kind oft allein spielt oder auch nach Wochen nur widerwillig zur Kita geht, sollte man sofort handeln, mit den Erziehern sprechen und einen Wechsel oder eine Verschiebung des Betreuungszeitpunktes in Erwägung ziehen.

Hier gibt es Anregungen zur Entscheidungsfindung, wann ein Kind in die Betreuung gegeben werden kann: Krippe oder zu Hause bleiben?

Bindungsforscher und Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch über die aktuell leider mangelnde Qualität der Betreuung in Krippen: Krippenrisiko

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Ein Gedanke zu „Was wirklich zählt bei der Kita-Suche

  1. Eine sehr ausführliche und kompetente Betrachtung all der Aspekte, die am Ende wichtig werden können. Wenn man sich damit einmal befasst hat, hat man sicher eine gute Grundlage für eine Entscheidung. Aber – entscheiden muss mann sich immer noch. Es wird nie alles „passen“. Wenn aber über längere Zeit weder Kind noch Eltern glücklich mit der getroffenen Wahl sind, kann man auch über einen Wechsel nachdenken. Bevor eine lebenslange Erinnerung an „die schreckliche Kindergartentante“ sich einprägt….

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