Egal, wohin man kommt. Im ersten Lebensjahr des Kindes wird man non-stop gefragt: „Und, wie schläft dein Kind? Schläft es schon durch? Schläft sie schon in ihrem eigenem Bettchen?“
In jedem Café, bei jedem Spaziergang, in jeder Krabbelgruppe ist es Thema.
Ja, ein Säugling ist eine Umstellung. Und klar, man wird definitiv öfter wach als vorher, als man acht Stunden am Stück schlafen konnte. Immer mehr Kindern steckt die anstrengende Geburt förmlich in den Knochen und wirkt sich negativ auf das Schlafverhalten aus. Diese Kinder schreien oft die ersten Monate vermeintlich grundlos Tag und Nacht. Dann hilft unter anderem der Osteopath, der die Verspannungen im Körper des Säuglings löst, die während der Geburt entstanden und für durchgängiges Schreien sorgten. Die Craniosacrale Ostheopathie wird im Speziellen für Kinder mit Schmerzen und Körperverspannungen empfohlen.
Doch was hat es auf sich mit dem Kinderbett?
Wann immer ich mit Müttern in der Krabbelgruppe sprach, berichteten sie mir von ihren Fortschritten, das Baby endlich ins eigene Bett oder sogar ins eigene Zimmer zum Schlafen gebracht zu haben.
Ich verfolgte von Anfang an einen anderen Grundsatz. Unsere Tochter schläft seit ihrer Geburt in unserem Bett. In der Fachsprache nennt man es auch Familienbett.
Studien belegten, dass das Stillen sowie das Schlafen im gemeinsamen Bett maßgeblich vor dem sogenannten „Plötzlichen Kindstod“ schützen, der auch noch nach dem ersten Lebensjahr eine Gefahr darstellt. Darüber hinaus können Mutter und Kind deutlich entspannter schlafen, da die Mutter nicht den Raum wechseln bzw. aufstehen muss, um das Kind wieder in den Schlaf zu wiegen.
Laut einer Studie schlafen in 67% aller Kulturen weltweit Kinder im selben Raum wie ihre Eltern oder andere Verwandte. In keiner der 186 dort untersuchten Kulturen schlief ein Baby vor dem ersten Lebensjahr im eigenen Bett, meist auch nicht vor dem 6. Lebensjahr. Westliche Industrieländer, insbesondere die USA, sind die einzigen, die sich dieser Gewohnheit entziehen.
Befragt man Mütter älterer Kulturen, beispielsweise Maya-Eltern, wie sie das Schlafen mit den Kindern empfinden, äußern diese sich erfreut, das gemeinsame Schlafen und auch nächtliche Stillen als größere Verpflichtung gegenüber dem heranwachsenden Kind zu betrachten und nicht als Verlust des Privatlebens oder der Privatsphäre. Die Nähe zwischen Mutter und Kind gehört für sie selbstverständlich zum Elternsein dazu. Dort brauchen Kinder keine Einschlaf-Rituale. Sie schlafen einfach ein, wenn sie müde sind. Das oft gehörte Argument, das Kind müsse selbstständig werden und würde durch das gemeinsame Schlafen zu viel Zuwendung bekommen, ist schon lange widerlegt. Auch wenn sich die Gesellschaft, Kultur und Technik weiterentwickelt haben, ist unsere Biologie doch gleich geblieben. Wichtig dabei ist, dass das Kind nicht zwischen den Eltern schläft, sondern hauptsächlich neben der Mutter, damit das Kind nicht zwischen die Paarbeziehung gerät, sondern einen sicheren Platz an der Seite der Mutter hat.
Der weise Satz einer alten Frau bringt es auf den Punkt: „Wie kann man erwarten, den Kindern im Leben nah bleiben zu können, wenn man gleich damit beginnt, sie von sich wegzuschieben?“
Weitere Informationen: Schlaf bei mir: Ein transkultureller Blick auf das Familienbett.
Die häufigsten Vorurteile des Familienbetts: Ammenmärchen über das Familienbett.
Du sprichst mir mal wieder aus vollem Herzen. Unsere Tochter schläft auch von Geburt an bei uns und ich kann nicht behaupten, dadurch zu wenig Schlaf zu bekommen. Wacht sie nachts auf, lege ich sie an und kann direkt weiterschlafen. Zudem geniese ich es sehr, sie so nah bei mir zu haben. Ich werde diese Nähe auf jeden Fall noch so lange weiterführen, wie wir beide (oder 3) das wollen.
LikeLike