Nachtschreck

Ich war mit meiner 20 Monate alten Tochter für zwei Nächte in München aufgrund eines Seminars. Nachdem wir gegen 20 Uhr im Hotel angekommen waren, ging ich direkt mit ihr ins Bett. Sie trank und schlief schnell neben mir ein, ließ mich aber nicht aufstehen, ohne sich selbst ebenfalls wieder schlaftrunken aufzurichten. Also blieb ich mit ihr liegen.

Ca. eine Stunde später wachte sie plötzlich auf, schreiend als hätte sie furchtbare Schmerzen, die Augen weit offen. Erst hielt ich sie fest, doch sie wehrte sich panisch mit Händen und Füßen. Ließ ich sie los, sprang sie förmlich vom Bett und rannte wirr und schreiend in eine Ecke des Zimmers. Ich zog sie wieder aufs Bett, hielt sie fest und versuchte, ihr die Brust zu geben. Vor lauter Aufregung löste dies jedoch nur einen Würgereflex bei ihr aus. Weiterhin panisches Schreien. Nach einigen weiteren Versuchen klappte es dann. Binnen Sekunden schlief sie wieder ein. Dies wiederholte sich noch dreimal in der ersten Nacht. Am nächsten Morgen wachte sie strahlend auf als wäre nichts gewesen.

Ich schob dieses Verhalten erst einmal auf die neue Umgebung, obwohl sie es durchaus gewohnt war, nicht immer Zuhause zu übernachten. Doch auch in der zweiten Nacht wachte sie wieder panisch schreiend und um sich schlagend auf. Beim vierten Mal schließlich drückte ich sie binnen Sekunden fest an meinen Körper und brachte sie wieder in eine Liegeposition. Sofort trank sie an meiner Brust und schlief wieder ein.
Seitdem ist der Spuk vorbei.

In der Literatur spricht man vom sogenannten „Nachtschreck„. Das Kind (es kann auch Erwachsene treffen) befindet sich zwischen Wach-Zustand und Tiefschlaf. Daher bekommt nichts mit und hat auch am nächsten Tag keine Erinnerung daran. Durch festen Körperdruck eines Erwachsenen in dieser Situation erhält es Sicherheit und erliegt nicht seinen eigenen panischen Bewegungen. Dieses Vorgehen ist auch unter Bonding oder Festhaltetherapie bekannt und wird häufig bei zappeligen Kindern angewendet. Die starke Berührung des Erwachsenen wirkt beruhigend und fördert die Bindung, auch wenn es erst einmal nicht diesen Eindruck vermittelt.

Aufgrund der erstaunlichen Wirkung der Bonding-Methode wollte ich dieses Erlebnis mit euch teilen. Vielleicht gibt es einem von euch eine neue Idee für den Umgang mit dem Kind.

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