Gestillt in die Kita

Es gibt eine Annahme, die ich nun seit Jahren immer wieder höre und die ich gerne ein letztes Mal richtig stellen möchte: „Es ist besser, wenn ich mein Kind vor dem Eintritt in die Kita abgestillt habe, weil es dann ja nicht mehr gestillt werden kann.“

Gehen wir einmal davon aus, dass die Mehrheit der Kinder hierzulande Dank Elterngeld ihr Kind mit einem Jahr zur Kita/Krippe bringt.

  1. Ein Kind mit einem Jahr hat bereits sehr viele Zähne bzw. auf jeden Fall genug, um irgendeine Nahrung neben der Muttermilch aufzunehmen.
  2. Ein Kind trinkt mit einem Jahr gewöhnlich auch schon Wasser aus der Flasche.
  3. Der wohl entscheidende Punkt: mit einem Jahr ist fast jedes Kind geistig so weit, dass es, wenn die Mutter nicht zur Verfügung steht, auf andere Nahrungsquellen zurückgreift.

Ich bin ein Befürworter des langen Stillens, das gebe ich gerne zu. In jedem Fall wünsche ich mir, dass keiner aufgrund dieses einen, scheinbaren Arguments frühzeitig abstillt. Im Gegenteil halte ich das Stillen während der Eingewöhnung in die Kita für äußerst hilfreich. Es ist ein großer Schritt für jedes Kind, mit einem Mal viele Stunden von der Mutter getrennt zu sein. Auch wenn es zuvor schon fremdbetreut wurde. Nicht jedes Kind kommt sofort mit dem Abschied der Mutter zurecht. In diesem Fall ist es so wunderbar, wenn man das Kind jeden Tag nach der Abholung stillen kann, um ihm zu zeigen, dass es die Mutter nicht verliert und weiterhin den nötigen Körperkontakt erhält. Zudem schützt die Muttermilch das Kind vor den vielen Viren und Bakterien, die in einer Kita herumfliegen. Ich halte es für besonders unsinnig, ein Kind kurz vor dem Übergang in die Kita abzustillen. Zumindest wenn dies mit Widerwillen des Kindes beantwortet wird. Dann erlebt es gleich zwei einschneidende Veränderungen: die fehlende mütterliche Nähe und die lange zeitliche Distanz zur Mutter.

Auch Kinder, die früher in die Krippe gegeben werden, können durch Abpumpen oder die Gabe von anderen Nahrungsmitteln während des Kita-Besuchs ernährt und am Nachmittag problemlos wieder gestillt werden. Die Brust stellt sich gewöhnlich auf den veränderten Bedarf an Muttermilch ein und produziert entsprechend weniger.

Wann immer ihr also dieses Argument zum frühzeitigen Abstillen hört, klärt es bitte auf! Sicher gibt es auch eine Vielzahl anderer Argumente, die ihre Berechtigung haben. Die Stillbeziehung sollte nur nicht an dieser einen falschen Annahme scheitern.

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