Wenn sich Eltern trennen, stellt sich meist die Frage, wo das Kind leben möchte. Tatsächlich gibt es viele Eltern, die aus „Gerechtigkeit“ ihr Kind entscheiden lassen, wo es leben möchte.
Ein Kind kommt zur Hälfte vom Vater und zur Hälfte von der Mutter. Es gehört zu beiden in gleichem Maß. Und es liebt beide in gleichem Maße! Eine Entscheidung für den einen und gegen den anderen ist für ein Kind unmöglich, ohne sich selbst innerlich zu schaden. Es überfordert ein Kind, egal welchen Alters.
Entscheidet sich das Kind, beim Vater zu leben, verliert es ein Stück der Mutter. Und entscheidet es sich für die Mutter, verliert es ein Stück des Vaters. Es zerreißt das Kind.
Natürlich ist diese Entscheidung notwendig, doch wenn Eltern dies dem Kind überlassen, versuchen sie eigentlich, sich selbst zu entlasten.
Diese Fronten können auch in einer bestehenden Ehe oder Beziehung vorhanden sein. Wann immer Kinder in Konflikten gedrängt werden, sich für den einen oder gegen den anderen zu entscheiden, zerreißen die Eltern das Kind innerlich und überfordern es. Ein Kind fühlt sich mit beiden verbunden und möchte sie stets als Einheit betrachten, denn der Mensch ist selbst die Einheit aus Mutter und Vater. Wir können uns ja auch physisch nicht teilen. Und auch wenn es oberflächlich betrachtet seelisch möglich scheint, sich von einem Elternteil zu distanzieren, so ist es auf der unbewussten, tieferen Ebene eben doch nicht möglich.
Bei Konflikten ist es daher einer der schwierigsten Schritte, dem Kind den ehemaligen Partner als Elternteil zu lassen und diesen anzuerkennen.