Entrüstung der Frauen

Manchmal habe ich den Eindruck, im Leben der Frauen – und Müttern im Besonderen – geht es nur ums „sich Echauffieren“.

„Schau mal, was hat die denn auf dem Kopf? Die Frisur geht ja gar nicht!“, „Also mit dem Po würde ich mich ja nicht auf die Straße trauen!“, „Wie kann man denn mit Highheels auf den Spielplatz gehen?!“. Wir geben Müttern mittlerweile noch eine Schonfrist nach der Geburt. Doch eigentlich nur drei Monate. Und auch nur den anderen. Uns selbst erlassen wir die Erwartungen an die eigene Figur und das Erscheinungsbild nicht, was bei vielen schon nach zwei Wochen zu Selbstkritik und Unzufriedenheit führt. Schließlich sehen die Frauen in der Zeitschrift ja schon am nächsten Tag aus, als hätte sie nie ein Kind bekommen.

Doch es endet nicht beim wahnsinnigen Schönheitsideal. Dann geht es weiter: „Wie kann sie ihr Kind nur so lange schreien lassen?“, „Das arme Kind hat mit drei Jahren immer noch einen Schnuller!“, „Also meine Kinder dürfen keinen Zucker!“.

Und wenn wir endlich die anderen Mütter abgefrühstückt haben, kommen die „immer vergleichenden, nervenden, sich scheinbar nicht einfühlenden“ anderen Menschen dran: „Ständig werde ich gefragt, ob mein Kind schon durchschläft.“, „Andauernd werde ich gefragt, ob mein Kind schon krabbeln könne oder was es sonst so kann.“.

Was ist los mit uns Frauen? Ist das alles, worüber wir uns unterhalten können? Müssen wir unser Selbstwertgefühl wirklich durch das Lästern und Meckern über andere aufbessern?

Wir scheinen uns in einem permanent nach außen gerichteten Zustand zu befinden, der uns von allem ablenkt, was uns wirklich im Inneren beschäftigt. Wie herrlich ist es, zu zweit andere Frauen zu betrachten und über sie zu lachen. Aber fühlen wir uns dadurch wirklich besser? Schürt es nicht vor allem zwischen uns die Angst, selbst Opfer dieses Geredes zu werden? Setzt es uns nicht viel mehr unter Druck, diesen gegenseitigen Erwartungen der Frauen gerecht zu werden, die kaum ein Mann nachvollziehen kann? Was sind wir, lauernde Hyänen? Warum gehen wir als Menschen so miteinander um?

Und auch das sich Aufregen über Menschen (oft kinderlos oder schon über 50), die nach dem Schlafen, Krabbeln, Laufen oder sonst was fragen, ist doch verschwendete Zeit. Ist es nicht viel öfter der Fall, dass diese Menschen einfach ein Gespräch mit uns aufbauen möchten und ihnen keine andere, allgemeingültige Frage einfällt? Und selbst wenn sie unser Kind mit einem vermeintlichen Standard vergleichen. Es ist doch ein Leichtes für uns, einfach darüber zu lachen und das Gespräch in die Richtung zu lenken, die wir uns wünschen. Stattdessen reagieren wir abweisend und meckern anschließend darüber.

Wir regen uns über die ungeheuren Erwartungen an Frauen auf, über das Schönheitsideal und den Leistungsdruck. Aber wisst ihr was? Jede Frau kann jetzt sofort aus diesem Hamsterrad aussteigen! Macht einfach nicht mehr mit! Schaut euch die verachtenden Zeitschriften, Sendungen, Videos und Fotos nicht mehr an! Öffnet die Links zu reißerischen Artikeln nicht mehr! Regt euch nicht über das Verhalten anderer auf, sondern übt euch daran und lebt Gelassenheit, innere Fokussierung, Selbstliebe und Freundlichkeit vor!  Umgebt euch mit Menschen, die euch gut tun, die nicht ständig im Außen nach dem nächsten Opfer ihrer Kritik suchen! Mag sein, dass eure Freundinnen plötzlich stutzen und die ein oder andere sich sogar abwendet. Aber die, die bleiben, sorgen sich wirklich um unsere Probleme und Nöte.

Und dann fangt selbst an, euch um die tiefergehenden Themen eurer Freundinnen zu sorgen. Stellt einfach mal andere Fragen. Wie wäre es mit: „Wie war dein Tag? Konntest du dich zwischendurch mal ausruhen?“, „Es nimmt dich ganz schön mit, dass dein Kleiner so oft krank ist, oder?“ Oder bietet all denen, die gestresst aussehen und nur noch meckern doch einfach mal Unterstützung an. „Ich kann deine Tochter heute mitnehmen und du schläfst mal eine Runde.“ Oder teilt eure Bewunderung mit. „Du siehst heute toll aus!“, „Du bist eine großartige Mutter! Ich bin jedes Mal beeindruckt, wie du das alles mit zwei Kindern organisierst!“.

Egal, welche Gründe zu unserem Konkurrenz-Verhalten geführt haben, lasst es uns gemeinsam überwinden und uns gegenseitig beistehen! Wir kämpfen letztlich alle mit denselben Problemen: unser Körper hat seinen eigenen Kopf, ebenso wie unsere Kinder und der Rest der Familie. Und immer wieder verzweifeln wir daran. Doch nach dem Regen kommt der Sonnenschein und nach der Wut kommt der Humor. Und wenn wir richtig gut sind, lassen wir die Wut einfach ganz weg und akzeptieren Körper und Menschen so wie sie sind. Denn wir alle wollen einfach nur geliebt, geachtet und gewertschätzt werden.

Ein Gedanke zu „Entrüstung der Frauen

  1. Hallo,

    ich finde diese Beobachtung sehr treffend. Tatsächlich erinnere ich mich an einige „Freundinnen“, mit denen die gesamte Konversation praktisch aus Lästern über andere bestand. Schön, wenn man mal allgemein gefrustet ist. Aber auf Dauer ? Ätzend. Als ich das allerdings durchbrechen wollte, war plötzlich auch die „Freundschaft“ gefährdet. Sich selbst um die Lösung von Problemen zu kümmern, statt ständig bei anderen nach deren ungelösten zu suchen, macht mehr Mühe und ist auch manchmal nicht so unterhaltsam…..aber auf Dauer lohnt es sich!

    Liebe Grüße
    Claude

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