Eine vertrauensvolle Beziehung zum Kind beginnt zwischen den Eltern. Auch diese können nur das weitergeben, was sie selbst erlebt haben. Wenn wir vom natürlichen Umgang mit Kindern sprechen, müssen wir bei der Beziehung der Eltern sowie ihrer Beziehung zu ihren Eltern beginnen. Unsere Kinder spiegeln nur das Verhalten, das sie bei uns sehen. So wie wir selbst mit anderen Familienmitgliedern interagieren, so werden auch sie mit uns und anderen umgehen. Egal, was die Eltern versuchen, ihren Kindern auf der verbalen Ebene zu vermitteln.
Da ein Baby unsere Worte zu Beginn seines Lebens nicht versteht, sind andere Sinne aktiv, um sich auszudrücken und um seine Umgebung zu begreifen. Es lernt daher vor allem durch die non-verbalen Informationen, die die Eltern aussenden. Und diese Art des Lernens behalten wir ein Leben lang bei, auch wenn andere Arten dazukommen. Hans Markowitsch, Professor für Physiologische Psychologie in Bielefeld, schätzt, dass 95% der Prozesse im Gehirn unbewusst ablaufen. Erwachsene senden also unglaublich viele Informationen aus, denen sie sich gar nicht bewusst sind und dessen Botschaft sie vielleicht selbst gar nicht verstehen. Wenn Eltern nun Erziehungsmethoden anwenden, mit denen sie sich innerlich nicht kongruent fühlen, wirkt dies verunsichernd auf das Kind. Es spürt, dass das non-verbale und das verbale Signal nicht zusammenpassen.
Kinder sind die Seismographen der Familie und besonders sensibel für die Gefühlslage der Eltern. Sie merken sofort, wenn die Eltern versuchen, ein Gefühl zu überspielen oder sich nicht kongruent zu ihren Worten verhalten.
Eltern nehmen also allein durch ihre eigene Gefühlslage, ihre innere Klar- oder Unklarheit starken Einfluss auf ihre Kinder. Je unbewusster wir dies tun, desto unkontrollierter sind die Auswirkungen.
„Wir können unseren Kindern nichts beibringen. Sie machen uns ohnehin alles nach.“ Wollen wir unserem Kind wirklich etwas Gutes tun, dann befassen wir uns vor allem mit unseren eigenen Verhaltensweisen und Beziehungen. Denn kriselt es zwischen den Eltern, übernimmt das Kind die Spannungen, auch wenn es den Streit nie mitbekommt. Zugleich können wir nur lehren, was wir auch selbst tun. Einem Kind zu erzählen, Cola sei ungesund, man selber dürfe es aber den ganzen Tag trinken, wirft nicht nur Fragen auf, sondern macht die Eltern unglaubwürdig. Den Worten der Eltern wird langsam aber sicher nicht mehr geglaubt. Ebenso verhält es sich mit unausgesprochenen Gefühlen. Kinder spüren Unstimmigkeiten, Wut und Trauer. Ebenso wie alle positiven Gefühle. Verschweigen die Eltern ihre Konflikte oder tun gar selbst so, als gäbe es sie gar nicht, lernt ein Kind zum einen, dass es seiner Wahrnehmung nicht trauen kann, denn es soll ja alles in Ordnung sein, und zum anderen, dass man über Konflikte nicht spricht.
Erziehung ist kein Modell, das man sich anlesen kann. Erziehung oder, wie ich lieber sage, der Umgang mit Kindern ist vor allem der Prozess der Selbstreflexion und -beobachtung. Natürlich können wir auch ohne diesen mit Kindern umgehen. Doch so übernehmen wir langfristig zu 99% gute und auch schlechte Verhaltensweisen unserer Eltern. Wir spulen ein Muster ab, das wir in frühester Kindheit erlernten, denn meist haben wir keine Zeit, unser Verhalten in der Situation selbst zu überdenken.
Wenn wir nun Verhaltensweisen an unserem Kind entdecken, die uns stören oder eigenartig vorkommen, sollten wir zuerst uns selbst prüfen, welchen Beitrag wir dazu leisteten. Unsere Kinder weisen uns nur indirekt darauf hin, woran wir selbst noch arbeiten sollten.
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Ich habe mal den von Dir zitierten Satz nachgeschaut, den ich köstlich finde:
„Kinder brauchen nicht erzogen werden, sie machen uns eh alles nach.“
Er soll von Karl Valentin, einem berühmten Münchner Komiker des letzten Jahrhunderts, stammen.
Auf dieses Zitat hin fand ich im Internet auch eine interessante Sammlung über dieses Thema, das ja viele bewegt:
Klicke, um auf doc4863.pdf zuzugreifen
Sehr gute Diskussionsvorlage, meine ich.
Man kann also nicht früh genug achtsam werden, was das Nachahmungsrisiko angeht, wenn man nicht am Ende in den eigenen Kindern einen unerwünschten Spiegel sehen will…..
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Vielen Dank für die Ergänzung! Ich wusste selbst gar nicht mehr, von wem dieses wunderbare Zitat stammte.
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